Der Asphalt brennt. Oder zumindest fühlt es sich so an. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen, als sich gegen 12 Uhr am Samstag auf der Start-Ziel-Geraden des Nürburgrings die Startaufstellung der diesjährigen Auflage von Rad am Ring formiert. Weit über 7.000 Aktive sind in den verschiedenen Renndistanzen von 25 km bis hin zum 24-Stunden-Rennen gemeldet, gut 1.000 davon stellen auf der 75km langen Mitteldistanz. Auch in diesem Jahr mit von der Partie: Die Fahrer von HansaSoestRacing um Frederik Rasch, Patrick Dören, Jan Schmidt, Simon Matros und Simon Schmitz. Und sie haben eine klaren Zielvorgabe: Den dritten Platz in der Teamwertung des vorigen Jahres mindestens verteidigen und die aktuell in Topform befindlichen Fahrer Patrick Dören und Jan Schmidt möglichst weit vorne positionieren.
12:34 Uhr, Startschuss. Das Feld rauscht über die Grand-Prix-Strecke, deren weite Auslaufzonen an diesem Wochenende den Staffeln des 24-Stunden-Rennens als Campingplatz dienen. Zwischen bis an den Streckenrand geparkten Bullis, Wohnmobilen, Pavillons und natürlich auch Zuschauern geht es in vollem Tempo Richtung Abzweig Nordschleife. Erste Lücken reißen auf, das Tempo ist hoch, die ersten 11 km werden auf dem weitestgehend abschüssigen Streckenabschnitt mehr als 52 km/h km Durchschnitt gefahren. Doch den Soestern gelingt es, bis zum tiefsten Punkt der Strecke, der Zufahrt Breidscheid, in der Spitzengruppe zu verbleiben. Ab hier startet bei der Suche nach dem Herrn des Rings das entscheidende Stück, der gut fünf Kilometer lange Aufstieg zur „hohen Acht“. Um bei Tolkien zu bleiben: Hier lodern die Feuer des Schicksalsbergs, die Luft steht, die Sonne wärmt unnachgiebig den schwarzen Asphalt. Im Laufe des Rennens wird die Zahl derer, die vom Rad steigen, schieben oder einfach nur auf der Leitplanke sitzen von Runde zu Runde zunehmen. Die grüne Hölle, sie ist in diesem Jahr auch eine sehr heiße.
Angekommen auf dem „Gipfel“ ignorieren die ambitionierten Soester Fahrer die aufgebaute Getränkeversorgung des Veranstalters, zu wichtig ist der Kampf um die Minuten. Schmidt und Dören verbleiben in der Spitzengruppe, sie können das insbesondere durch den Belgier Thomas Lehnen forcierte Tempo mitgehen. Weiter geht es, Wippermann, Brünnchen, Schwalbenschwanz, Streckenabschnitte, bei denen nicht nur Motorsportfans mit der Zunge schnalzen. Ab der Döttinger Höhe gesellt sich eine neue Herausforderung hinzu, auf der langen Geraden bekommen es die Fahrer mit Gegenwind zu tun. Gruppen formieren sich, Löcher reißen auf, das noch vorhandene Feld zerfällt in Einzelteile. Rasch befindet sich ab jetzt in einer kleinen Verfolgergruppe, dahinter versuchen Schmitz und Matros Fahrer zu finden, die ihr Tempo mitfahren.
Auf den noch folgenden zwei Runden verschwimmen die Grenzen zwischen den einzelnen Rennklassen immer mehr, fahren Langdistanzfahrer am Hinterrad von Teilnehmern der 75km-Strecke und umgekehrt. Nur anhand der Startnummer weiß das geübte Auge noch, wer Konkurrent ist. Nach dem Nervenkitzel Fuchsröhre, in deren steiler Abfahrt die Athleten teils die 100 km/h-Marke knacken, ist dabei auf jeder Runde wieder die hohe Acht das Maß aller Dinge. Dören und Schmidt gelingt es, bis zuletzt unter den gut 14 Fahrern zu bleiben, die den Klassensieg unter sich ausmachen wollen. Doch aus dem Tempodiktat des Belgiers Lehnen wird in der dritten Runde eine Machtdemonstatration, er kann sich absetzen, gewinnt das Rennen mit fast einer Minute vor dem Zweitplatzierten. Patrick Dören gelingt der Sprung aufs Podium, mit 1:58,43 Stunden fährt er auf den Bronzerang, wird zweiter in der Altersklasse. Jan Schmidt verpasst auf Rang 12 die magische Zweistundenmarke zwar um 34 Sekunden, kann sich in der Klasse Masters 1 (30-39 Jahre) aber den dritten Platz sichern. Die übrigen Soester Fahrer folgen wenig später auf den Plätzen 26, 47 und 74, sodass die 88 Punkte der vier Bestplatzierten schließlich sogar den Sieg in der Mannschaftswertung bedeuten.
Auch auf der sechs Runden langen 150km-Strecke waren die Hanseaten vertreten: Andre Kiessling wird nach 4:48 Stunden 58., Dieter Merchel kommt unter 7 Stunden als 244. ins Ziel, setzt dabei aber als 10. in der Altersklasse Masters 4 (ab 60 Jahren) ein deutliches Ausrufezeichen.